Dienstantritt und die Stelle eines Stadtarchivars in Südbaden

im Rahmen der eBook-Recherche „Historische Wassergräben in Südbaden und die Möhlin bei Hausen" wurde folgendes Profil entdeckt 

Mit Rissen bestens vertraut

Jörg Martin kümmert sich um die Stadtarchive in Staufen und Bad Krozingen

STAUFEN/BAD KROZINGEN. Die Stelle eines Stadtarchivars gemeinsam für Staufen und Bad Krozingen wurde neu ausgeschrieben. Jörg Martin hat sich beworben und bekam den Job. Anfang Mai hat ihn der 39-Jährige angetreten.

Martin ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. So sind ihm bergwerksbedingte Schäden an Häusern durchaus vertraut. Seine Erschütterung über die Hebungsrisse, von denen das Staufener Stadtarchiv besonders schwer betroffen ist, hält sich deshalb in Grenzen. Dennoch: Bei seinem Dienstantritt eine solche Situation vorzufinden, hätte auch er sich nicht vorstellen können. Ein Teil des Archivgutes ist schon ausgelagert. Was noch da ist, ist zu einem großen Teil mit Plastikfolie verhüllt, als Schutz vor Staub, der bei den Arbeiten zur Abstützung des Gebäudes immer wieder aufgewirbelt wird. Die Rollregale laufen der Hebungen wegen schon lange nicht mehr ordnungsgemäß. Aufgrund des schiefen Bodens machen sie sich immer wieder selbstständig. Martin muss aufpassen, wenn er zwischen ihnen steht.

Aber sein Job umfasst ja nicht nur Staufen. Zu gleichen Teilen ist er in Bad Krozingen tätig. Martin bekleidet eine auf zwei Jahre befristete 75-Prozent-Stelle, die je zur Hälfte auf beide Gemeinden verteilt ist. Montags und Mittwochs ist er in Staufen, Dienstag und Donnerstag in Bad Krozingen, der Freitag ist frei. Martin wohnt mit seiner Frau, die Bibliothekarin ist, in Freiburg-St. Georgen.

Zwei Städte teilen sich einen Archivar: Schon einmal hat Martin eine vergleichbare Konstellation in seinem Berufsleben erlebt, als Stadtarchivar in Blaubeuren, wo er für zusammen drei Kommunen tätig war. Als er von der gemeinsam von Staufen und Bad Krozingen ausgeschriebenen Stelle erfuhr, sah er sich deswegen gleich als besonders geeignet an. Er hat die Archivschule in Marburg besucht und nebenher an der Fernuniversität Hagen Geschichte studiert. Vor seinem Wechsel in den südlichen Breisgau war er Kreisarchivar in Ulm.

Noch sind seine Eindrücke von der neuen Arbeitsstelle sehr frisch. Von vielem muss er sich selbst erst noch ein Bild machen. Aber schon jetzt kann Martin sagen: "Ich habe mich ins gemachte Nest gesetzt." In beiden Städten ist es um die Stadtarchive gut bestellt. In Staufen hat es Martins Vorgänger, Andreas Lauble, auf Vordermann gebracht. In Bad Krozingen waren es die Mitarbeiter des Kulturamtes. Dennoch gibt es auch für den Neuen noch zu tun. "Ich muss mich jetzt vor allem um den jüngeren Bestand kümmern", sagt Martin: Verwaltungsdokumente aus den 60er und 70er Jahren, die vielfach noch völlig ungesichtet in Kellern lagern, in den Kernorten, aber auch in Teilorten wie Hausen und Biengen. Martin muss das Material sichten und dann mit der Verwaltung besprechen, was davon aufgehoben und was weggeschmissen wird. Und wie sein Vorgänger Lauble hat auch Jörg Martin großes Interesse daran, seine Einrichtung der Öffentlichkeit gegenüber populär zu machen.

Ressort: Staufen

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 04. Juni 2009: