Auf dem Naturwaldpfad Schönberg muss man einfach immer dem Hirschkäfer folgen


Auf dem Naturwaldpfad Schönberg muss man einfach immer dem Hirschkäfer folgen

Oberhalb von Ebringen

Von Silvia Faller

Mi, 29. Mai 2013 um 00:00 Uhr

Ebringen

Starten lässt sich der der rund sechs Kilometer lange Pfad an drei Stellen: im Gewann "Fahrnau" im Ebringer Naturschutzgebiet "Jennetal", an der Berghauser Kapelle oder am Schönberger Hof.

Es gibt kein Dorf, das Ausflüglern nicht Rundwanderungen oder Themenpfade anbietet. Der neue Ebringer Naturwaldpfad hebt sich deutlich ab von den Vorstellungen, die man mit einem solchen Pfad verbindet. Denn er erschließt ursprüngliche Waldareale am Schönberg und ermöglicht Einsichten zum Wald als Rohstoffreservoir, aber auch als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Nun liegt auch eine Broschüre vor.

Starten lässt sich an drei Stellen: im Gewann "Fahrnau" im Ebringer Naturschutzgebiet "Jennetal", an der Berghauser Kapelle oder an der Gaststätte Schönberger Hof. Ausgeschildert ist der rund sechs Kilometer lange Pfad (von Ebringen aus und wieder zurück) mit Täfelchen, die einen stilisierten Hirschkäfer zeigen.

Das ist auch das Emblem des Naturwaldpfades, was kein Zufall ist. Denn dass dieser auffällige Laufkäfer und neben ihm viele andere Käfer wieder häufiger in den Wäldern im Breisgau, auch am Schönberg, anzutreffen sind, hängt damit zusammen, dass die Förster abgestorbene und morsche Baumstämme stehen oder liegen lassen.

Die Gemeinde Ebringen hat im vergangenen Jahr sogar festgelegt, 68 Hektar oder 15 Prozent ihres 450 Hektar großen Forstes komplett der Natur zu überlassen. Vorgeschlagen hatte das Jürgen Bucher, Förster im Revier Schönberg-Mooswald, das den Ebringer Forst erfasst. Denn weil auf diesen Flächen die Bäume nur langsam wachsen und kein wertvolles Stammholz ausbilden, haben schon seine Vorgänger hier nur noch wenig Holz hauen lassen. Es gibt also viele alte und auch abgestorbene Bäume, die Vögeln und Insekten und auch Fledermäusen Heimat und Nahrung bieten.

Und so ist der Ebringer Naturwald für diese Tiere ein Glücksfall, auch für den Hirschkäfer. Denn seine Larve lebt bis zu acht Jahre lang in mürbem Holz, und zwar im Wurzelbereich, bevor der Käfer im Sommer schlüpft und einen Monat lang als erwachsenes Tier herumfliegt, um einen Artgenossen oder eine Artgenossin zu finden, um sich zu vermehren.

Für Maria (9), Charlotte (7) und Pauline (9) sowie Leonie (8) und Lilia (9) aus Georgen ist das neu, wie vieles andere, das sie auf einer Wanderung auf dem Naturwaldpfad erfahren werden. Die fünf Mädchen sind an einem sonnigen Nachmittag im Mai mit ihren Müttern beim Schönberger Hof gestartet. Nach einem Aufstieg sehen sich die Mädchen belohnt.

Am Hedwigsbrunnen laden ausladende Sommerlinden zum Klettern ein und in einem kleinen Kasten findet sich ein Stempel mit einem Fledermausmotiv, der auf der Rückseite der Broschüre zu platzieren ist. Klasse finden sie einen überdimensionierten Feuersalamander, aus einem Baumstamm gehauen und jetzt als Sitzbank zu nutzen. Auch diese seltene Tierart ist am Schönberg anzutreffen. Nach knapp hundert Metern wartet die nächste Überraschung: Freiburgs Innenstadt lässt sich durch einen quadratischen Holzrahmen betrachten. Und wieder einige Gehminuten weiter macht es eine Plattform möglich, einen mächtigen umgefallenen Baum zu erleben.

Weiter geht es auf einem Pfad durch einen Wald mit wundersamen Bäumen. Es sind Buchen, die einst frei gestanden waren und daher ausladende Kronen ausgebildet haben. Eine Tafel informiert, dass hier, an der Ostseite des Schönbergs, noch vor 50 Jahren Rinder weideten. Für die Kinder ist es ein Leichtes, vom Wanderpfad aus in die Krone eines dieser bis zu 200 Jahre alten Bäume zu klettern.

Nach gut zwei Stunden erreicht die kleine Gruppe wieder den Schönberger Hof, wobei ein roter Würfel am Waldrand Fragen aufwirft. In der Broschüre findet sich eine Erklärung. Der Würfel hat einen Rauminhalt von einem Kubikmeter, was der Menge Holz entspricht, die im Ebringer Wald innerhalb von drei Stunden heranwächst.
Naturwaldpfad am Schönberg: Zu Fuß durch den Lebensraum Wald

Auch wenn die Gemeinde Ebringen großen Wert auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung legt, ist die Holzmacherei ein wichtiger Faktor. Ihre Waldarbeiter schlagen jährlich 2700 Festmeter Holz, was über 100 Lastwagenladungen entspricht.

Die Wanderung hat allen großen Spaß gemacht. Charlotte und Leonie hat der Holzrahmen besonders gut gefallen. Pauline fand am besten, dass sie klettern konnte. Lilia fand die alten Buchen mit den großen Kronen toll und Maria hat das Stempeln gut gefallen. Beeindruckt hat sie alle, dass Käfer abgestorbene Bäume lebendig machen.

Auch ihren Müttern hat es gefallen, den Naturwaldpfad zu entdecken. "Es ist nicht nur für Kinder spannend, sondern auch für Erwachsene", findet Heidi Schweizer. Sladana Wehrle-Paradzik lobt die Tafeln: "Die Texte sind klar, prägnant und gut verständlich." Und Anita Booz meint: "Man will alles lesen."

Formuliert haben diese Texte die beiden Freiburger Geographinnen Monika Nethe und Sibylle Seyda, die auch Grafikerin ist, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Revierförster.
Die Broschüre über den Naturwaldpfad ist im Rathaus Ebringen und in der Gaststätte Schönberger Hof erhältlich, sie kostet 1 Euro, enthält einen Kartenausschnitt mit der Wanderroute, Fotos und Erklärungen zu den Themenfeldern: Die Nutzung der Landschaft Ebringens im Lauf der Geschichte; die Bedeutung der Pilze für das Ökosystem Wald; die Bedeutung des Totholzes; die Lebensweise der Käfer und die Funktion des Waldes als Rohstoffreservoir für Bau- und Brennholz. Internet: http://www.ebringen.de

Ressort: Ebringen

Dossier: Erlebnispfade

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Mi, 29. Mai 2013:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen
  • Webversion dieses Zeitungsartikels: Immer dem Hirschkäfer folgen…
Quelle - Ebringen - Badische Zeitung