Ernährungsrat und Weiterbildung zu Landwirtschaft und Kochen

montag, 4. november 2019

Ein „House of Food" für Freiburg 

Der Ernährungsrat wirbt für die Idee einer Markthalle als Zentrum für Veranstaltungen und Weiterbildung zu Landwirtschaft und Kochen
Von Dominik Heißler 
FREIBURG. Eine Markthalle, in der die Besucherinnen und Besucher regionale Produkte einkaufen. Mit einer Küche, in der sie ausprobieren, wie man internationale Produkte regionalisieren kann und in der sich (Kantinen-) Köche weiterbilden. Ein Ort, an dem Lesungen und Konzerte zum Thema Landwirtschaft und Ernährung stattfinden und wo sich Initiativen und Projekte vernetzen. Das und mehr soll das „House of Food" (HoF) ermöglichen, das der Freiburger Ernährungsrat jetzt rund 20 Stadträtinnen und Stadträten im Bio-Restaurant Adelhaus vorstellte. 

„Die Resonanz an dem Abend war gut", sagt Ökowinzer Andreas Dilger, der zum festen Sprecherkreis des Ernährungsrats gehört. Eine konkrete Rückmeldung hätten sie aber noch nicht bekommen. „Die tragen das jetzt in ihre Fraktionen", sagt Dilger. Das HoF ist als zentrale Schnittstelle gedacht zwischen Erzeugern, weiterverarbeitenden Unternehmen und Konsumenten. Die Angebote sollen niederschwellig, das Haus offen sein, Kommunikation großgeschrieben werden. „Gemeinnützigkeit ist von vornerein gesetzt", so Dilger. Daher hofft der Ernährungsrat auf Unterstützung der Stadt. 

Das HoF könne ein Experimentierraum sein, ergänzt Helena Böddeker. Die Umweltwissenschaftlerin arbeitet bei der Forstversuchsanstalt und engagiert sich im Ernährungsrat im Themenkreis „Stadt und Land", aus dem der Vorschlag für das HoF stammt; „House of Food" sei zunächst ein Arbeitstitel. Bisher versorgt sich die Region laut einer Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau nur zu 20 Prozent selbst mit Lebensmitteln. Böddeker betont die Bedeutung von Regionalität, damit die Stadt ihre Klimaziele erreiche. „Im House of Food ist sehr viel Potential, konkrete Maßnahmen aufzugreifen und auszuprobieren", sagt sie. 

Böddeker nennt etwa das „Richtig-Rechnen-Prinzip" der Regionalwert AG, demzufolge regionale Produkte günstiger sind als konventionelle, wenn ihr Preis externalisierte Kosten wie den CO2-Ausstoß beinhaltet. Man könne in der Food-Labor-Küche gemeinsam ausprobieren, wie man internationales Essen regional gestaltet. Und sich gemeinsam überlegen, wie man die Wertschöpfung in der Region halten kann: „Das Ernährungszentrum soll dazu beitragen, das Wissen und Potenzial, das in der Region vorhanden ist, besser zu nutzen."

Ein finanzielles Konzept gibt es noch nicht. „Es geht gerade erst los", sagt Dilger. Unklar ist auch, wo ein solches Haus entstehen könnte. Der Ernährungsrat denkt an die Stadthalle in der Oberwiehre, die Lokhalle auf dem Güterbahnhofareal oder die VAG-Halle in der Urachstraße. „Wenn die Sache gut ist, und davon sind wir überzeugt, wird sich das finden", ist Dilger zuversichtlich. Einen genauen Zeitraum könne er nicht nennen. Böddeker sieht einen Trend, der ihre Idee unterstützt. „In der Stadt ist gerade viel in Bewegung in die Richtung", sagt sie. Der Ernährungsrat sucht nun verstärkt Kooperationspartner. 
ERNÄHRUNGSRAT

Der Ernährungsrat hat sich 2018 gegründet. Er möchte nachhaltige, regionale Ernährung fördern, indem er Akteure zusammenbringt. Ernährungssouveränität ist das Stichwort: Alle, die mit Lebensmitteln zu tun haben, sollen mitgestalten, woher das Essen kommt. Neben Landwirten und Verbrauchern gehören dazu Unternehmen, Wissenschaftler, Initiativen und Politik. Projekte des Ernährungsrats sind die Studi-Gemüse-Kiste, im Frühjahr soll es einen Kantinenkongress geben. Das House of Food ist das bisher ambitionierteste Vorhaben des Rats, dessen Schirmherr OB Martin Horn ist.