Biodiversität und Volksbegehren Rettet die Bienen

mittwoch, 14. august 2019

„Rettet die Bienen": Zustimmung und Skepsis 

Freiburger Winzer bewerten das Volksbegehren unterschiedlich, befürworten aber nachhaltige Landwirtschaft
Von Manuel Fritsch 
FREIBURG. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen" hat unter Landwirten und Winzern der Region für Entrüstung gesorgt. „Wie viel ist ein Rebstock noch wert, wenn er nicht mehr gespritzt werden darf?", fragte der Präsident des Badischen Weinbauverbands in der BZ. Freiburger Winzer sind in der Beurteilung des Volksbegehrens dagegen gespalten.

Wenn es nach den Initiatoren des Volksbegehrens geht, soll bis 2035 die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche im Land ökologisch bewirtschaftet werden. Ein Holzweg, sagt der Opfinger Landwirt und Winzer Martin Linser. „Ökologische Bewirtschaftung verlangt mehr Aufwand, also sind dort die Preise auch höher." Zu viel Bio würde den Markt noch weiter unter Druck setzen, am Ende könnten viele kleine Betriebe aufgeben. Die Folge: eben die Konzentration in der Landwirtschaft, die doch verhindert werden soll. „Der Strukturwandel, den ,Rettet die Bienen' verhindern will, würde dadurch nur beschleunigt", sagt Linser. Er verweist darauf, dass die hiesigen Landwirte schon seit Jahrzehnten den Artenschutz vorantreiben und schädliche Pflanzenschutzmittel reduzieren. „Wir machen viel schon auf freiwilliger Basis. Das könnte man mal würdigen."

Andreas Dilger sieht das Volksbegehren dagegen weniger kritisch. Der Öko-Winzer vom Freiburger Schönberg freut sich vielmehr darüber, dass nun eine Diskussion in Gang kommt. „Wir sollten für den Klimaschutz, für Biodiversität und für den Erhalt der Artenvielfalt grundlegend und strukturell vorgehen, kleine optische Korrekturen werden hierfür nicht ausreichen." Weinbau bleibe in der Region auch im Sinne des Volksbegehrens zukunftsfähig, wenn er schrittweise und konsequent auf ökologischen Anbau umstelle. Dilger setzt auf robuste Reben, die weniger Pflanzenschutzmittel brauchen. Auch er wünscht sich, dass Landwirte unterstützt werden, die ökologisch und sozial verträglich arbeiten. „Ideal wären Modelle, die alle miteinbeziehen: Produzenten, Vermarktung und Konsumenten", sagt er. Das Volksbegehren gebe nun Anlass, über solche zu diskutieren. Quelle BZ